Viele Motive aus den frühen Jahren der Fotografie sind auch heute noch weltbekannte Bild-Ikonen. Reportage- und Street-Fotografen wie Henri Cartier-Bresson oder Landschaftsfotografen wie Ansel Adams haben überwiegend in Schwarzweiß fotografiert, weil sie die Ausdruckskraft dieses Mediums sehr schätzten. Nicht einmal der Siegeszug der Digitalfotografie konnte die Schwarz-Weiß-Fotografie verdrängen. Es ist zu einer eigenen Kunstform geworden.
Monochrom ist nicht (nur) schwarzweiß
Der Begriff „Monochrom“ im Menü einer Digitalkamera steht häufig für den Schwarzweißmodus, d.h. Ihre Kamera erzeugt ein Bild ohne Farbtöne. Der Begriff ist allerdings etwas irreführend: In der Fotografie versteht man im deutschen Sprachraum unter „monochromen Bildern“ alle Bilder, die nur aus einem Farbton bestehen. Zu einem Fotowettbewerb, der unter dem Titel „Monochrom“ ausgeschrieben ist, können Sie jederzeit Farbbilder einreichen, die z.B. nur aus Blau- oder Rot-Tönen bestehen. Die Farbe an sich ist egal, monochrom bedeutet einfach nur, dass es nur eine Farbe im Bild gibt.
Doch was macht ein gutes Schwarzweiß-Foto aus? Und wie erkennt man, ob sich ein Motiv besser für Schwarzweiß oder für eine Farbumsetzung eignet?
Schwarz-weiß Fotografie in einer bunten Welt
Schwarzweiß-Fotografie ist mehr als das Weglassen von Farbe! Diese Erfahrung werden Sie vielleicht schon einmal gemacht haben, wenn Sie an Ihrer Kamera den Monochrom-Modus ausprobiert haben. Dieser Modus nimmt einfach nur die Farben aus einem Motiv heraus. Das kann toll aussehen, oder einfach nur öde.
Wir sind es gewohnt, Farben zu sehen. Es fällt den meisten Menschen schwer, sich Rot oder Grün als Grauton vorzustellen. Auch ich gehöre zu den Menschen, die mehr Farb- als Schwarzweiß-Motive „sehen“. Um den Blick für schwarzweiße Motive zu trainieren, ist der Monochrom-Modus an der Kamera durchaus geeignet: Man kann sich das Bild am Display anschauen und besser beurteilen, ob sich die Umsetzung wirklich lohnt.
- Fotografieren Sie Motive, die von Kontrastunterschieden leben, also wenn das Licht interessante grafische Muster und Strukturen erzeugt (z. B. Architekturmotive, Licht/Schatten, Silhouetten).
- Ein Schwarzweißbild, das grafisch wirksam sein soll, muss knackig scharf sein.
- Eher langweilig sieht es aus, wenn Sie ein Motiv fotografieren, das wenig Abwechslung in den Hell-/Dunkel-Schattierungen bietet.
- Motive, die mit bloßem Auge attraktiv wirken, weil sie aus Signalfarben bestehen, können durchaus gute Schwarzweiß-Motive abgeben. Im direkten Vergleich wird man das Farbmotiv aber oft bevorzugen.
- Porträts bekommen einen „klassische Note“, doch auch die Beleuchtung und andere Aspekte der Porträtfotografie sollten stimmen – Schwarzweiß allein macht aus einem Porträt noch kein Kunstwerk.
Die goldene Regel „Weniger ist mehr“ gilt auch für die Schwarzweiß-Fotografie: Wenige Bildelemente, ein markantes und klar erkennbares Hauptmotiv sind generell von Vorteil. Schwarzweiß ist manchmal eine gute Notbremse, wenn man ein Motiv fotografieren will, das in Farbe zu bunt und zu unruhig wäre.
Motive, die per se farblos sind, eignen sich gut zum Üben.
Der besondere Tipp für Schwarz-Weiß-Fotografie: Alu-Dibond brushed
Wenn Sie Ihre Schwarz-weiß-Fotos zu einem echten Hingucker machen möchten, empfehlen wir Ihnen sie auf gebürstetes Aluminium drucken zu lassen, auch Alu-Dibond Brushed oder Butlerfinish® genannt.
Durch das Bürsten glänzt das Material metallisch. Beim Druck werden dann die weißen Stellen des Motivs bewusst ausgespart, damit das Original-Material dort zum Vorschein kommt und Ihr Foto wortwörtlich zum Strahlen bringt. Ein starker Effekt! Probieren Sie es aus!
Schwarz-Weiß Fotografie auf den 2. Blick: Erst fotografieren, später entfärben!
Die Methodik, wie Ihre Kamera Farben in Grautöne umwandelt, ist bei jedem Kameramodell bzw. Kamerahersteller unterschiedlich. An den meisten Digitalkameras gibt es keine oder nur sehr grobe Fein-Einstellungen, mit denen Sie das Aussehen der Schwarzweißbilder beeinflussen können. Sie müssen nehmen, was Sie bekommen, und wer nur im JPG-Format fotografiert, verliert die Farbinformationen – ein für alle Mal. Nicht die beste Lösung!
Analoge Schwarzweißfotografen haben immer schon spezielle Filme und Farbfilter benutzt, um ihren Bildern ein ganz bestimmtes Aussehen, eine besondere Note, zu verleihen. Zusätzlich haben sie ihre Bilder in der Dunkelkammer ausgearbeitet.
Darum ist es kein Wunder, dass die meisten S/W-Aufnahmen, die direkt aus der Kamera kommen, nicht auf Anhieb überzeugen können. JPG-Fotografen sollten lieber in Farbe fotografieren und ihre Bilder später am Computer in Schwarzweiß umwandeln. Wer das Rohdatenformat (+ JPG) einstellt, hat beides: Ein monochromes JPG und zur Sicherheit ein digitales Negativ, aus dem man später immer wieder ein Farbbild machen, oder eine bessere Variante in Schwarzweiß erzeugen kann.
Eine kleine Warnung zum Rohdatenformat
Wenn Sie das Rohdatenformat benutzen, haben Sie immer ein farbiges Original, auf das Sie notfalls zurückgreifen können, doch auch hier gibt es herstellerspezifische Unterschiede: Öffnet man ein im S/W-Modus aufgenommenes Rohdatenbild mit dem RAW-Konverter von Adobe, ist die Aufnahme farbig. Öffnet man sie mit dem Konverter des Kameraherstellers, wird auch die RAW-Aufnahme in einigen Fällen in Schwarzweiß angezeigt. Man muss dann erst den richtigen Knopf im Konverter finden, um zum farbigen Original zu gelangen.
Kreative Spielwiese für Grenzgänger
Auch wenn erfahrene Fotografen oft die Nase rümpfen: Suchen Sie an Ihrer Kamera nach Alternativen zum einfachen Monochrom-Modus. Bei (Edel)Kompakten und spiegellosen Systemkameras finden sich in den Best Shot Modi oder in den Kamerafiltern Einstellmöglichkeiten, mit denen Sie z. B. grobkörnige Schwarzweißaufnahmen simulieren können. Ebenfalls beliebt sind die Tonungen in Braun (Sepia) oder Blau, mit denen Sie Ihren Bildern einen altmodischen oder einen ungewöhnlich kühlen Look geben können. Auch andere Farben sind manchmal im Funktionsumfang enthalten.
Sogenannte Color Key Bilder sind oft Hingucker. Unter diesem Begriff versteht man Fotos, die überwiegend Schwarzweiß sind, aber immer noch einen Farbton enthalten – z.B. Rot. Solche Motive konnte man früher nur per Bildbearbeitung erzeugen. Mittlerweile haben viele Kameras (Kompakte, Bridge, spiegellose Systemkameras) entsprechende Funktionen an Bord. Da es sich um eine kamerainterne Bearbeitung handelt, lassen sich diese Funktionen aber nur auf JPGs anwenden, es gibt kein RAW-Bild dazu.
Wer Lust zum Experimentieren hat, kann den Monochrom-Modus seiner Digitalkamera einstellen, und gleichzeitig das Objektiv mit Filterscheiben aus der analogen Schwarzweißfotografie bestücken (rot, grün, blau, orange, gelb). Es ist gewöhnungsbedürftig, im Sucher ein rot oder grün eingefärbtes Bild anzuschauen, aber man sieht einen Unterschied im späteren Bild. Bequemer und besser steuerbar ist und bleibt jedoch die Schwarzweiß-Umwandlung in einem Programm wie Photoshop Elements o.ä.
Ihr Foto in Groß